4-Tagestour Trient – Valsugana – Asiago – Rovereto

Unsere diesjährige Mehrtagestour hat ein Motto „Natur, Kultur und Geschichte“. Von Trient über die Valsugana, Hochebene von Asiago, Pasubio fahren wir nach Rovereto. Auf diesem Weg lernen wir schöne Landschaften und geschichtsträchtige Gebiete des ersten Weltkrieges kennen.

Die Tour ist wie folgt unterteilt:

Tag 1: Trient – Monte Marzola – Levico
Tag 2: Levico – Rifugio Barricata
Tag 3: Rifugio Barricata – Hochebene von Asiago – Posina
Tag 4: Posina – Pasubio – Rovereto

Eckdaten der Tour sind:

Dauer: 4 Tage
Länge: ca 218 km
Höhenmeter: ca. 7000

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Tag 1: Trient – Monte Marzola – Levico

Endlich beginnt unsere Valsugana-Tour, auch bekannt als K&K-Gedächtnisfahrt. Wir starten in Trient (Trento), was als Gegenpol zum Gardasee liegt und während der napoleonischen Kriege Teil des Königreichs Italien war. Nach dem Wiener Kongress 1815 wurde es Teil des österreichischen Kaisertums Österreich. In dieser Zeit erlebte die Stadt eine Blütezeit kultureller und wissenschaftlicher Aktivitäten, die auch als „Trienter Renaissance“ bekannt ist.

Mit guter Laune verlassen wir die Altstadt von Trient in östlicher Richtung. Mit jedem Kilometer wird der Verkehr weniger, und wir verlassen nach und nach die Stadt, passieren kleine Dörfer. Wir radeln auf einer Steigung von etwa 8-12% durch Villazzano und Borino (es gibt keinen Ort namens „Borino“ in der Region; möglicherweise ein Tippfehler). Schließlich erreichen wir den Passo del Cimirlo.

Hier machen wir eine kurze Pause, bevor wir der Straße zum Rifugio Maranza folgen. Hier können wir die typischen Speisen genießen, die unserem gewohnten Bergessen ähneln, jedoch mit stärkeren südlichen Einflüssen, was das Essen noch schmackhafter und raffinierter macht als zu Hause bei Mama.

Ab hier verabschieden wir uns vom luxuriösen Asphalt und fahren auf der gut befestigten Forststraße weiter. Wir folgen dem „Senter delle Pegore“, der nach kurzer Zeit steil ansteigt und nach einer kurzen Abfahrt noch steiler wird. Hier wird deutlich, wer von den Teilnehmern im Sommer fleißig seine Waden trainiert hat und wer sich hin und wieder zu Trainingspausen hat hinreißen lassen.

Zum Glück haben wir das Glück, von fetten Technobeats begleitet zu werden, die uns zu sportlichen Höchstleistungen anspornen. So erreichen wir den „Stoi de Chegul“, der mit seiner Aussichtsplattform zu einer kurzen Rast einlädt. Denn hinter der Schranke setzt sich die Forststraße (Strada forestale Fontana die Gai) fort, und sie lässt sich mit einem einzigen Wort beschreiben: extrem steil!

Wir erreichen schließlich den Doss dei Corvi, der einen wunderbaren Blick auf den Caldonazzo-See  und Pergine bietet. Pergine war im 19. Jahrhundert ein wichtiges Handelszentrum und bekannt für seine Papierherstellung und Textilindustrie. Unter der Herrschaft des Habsburgerreiches wurden die Wirtschaft und die Infrastruktur der Stadt kontinuierlich ausgebaut.

Wir mobilisieren die letzten Reserven unserer Muskelkraft, um den zunehmend steileren Weg zu bewältigen und schließlich La Marzola zu erreichen, den schönsten Aussichtsberg südwestlich des Caldonazzosees. Hier hatten viele prominente Gäste des Habsburgerreiches, darunter Kaiser Franz Joseph I., ihre Erholungsstätten, da Levico Terme ein beliebter Kurort war. Wir genießen die Aussicht, kosten die mitgebrachten Köstlichkeiten und rollen auf dem gleichen Weg zurück, den wir zur Auffahrt genutzt haben, bis zum Doss dei Corvi.

Diesmal biegen wir jedoch nicht auf die Forststraße zur Auffahrt ab, sondern fahren geradeaus an den Stellungen des Ersten Weltkriegs vorbei und sausen den Chegul a Borino #411 Trail bergab, der uns nach 600 Höhenmetern puren Spaß zurück zum Passo del Cimirlo führt.

Von hier aus radeln wir auf der „Via degli Alpini“ nach Susà und dann nach San Cristofero al Lago, wo wir uns ein erfrischendes Getränk gönnen, bevor wir weiter nach Levico Terme (Levico Termo) fahren, um den wunderschönen Tag in einem gemütlichen Hotel Revue passieren zu lassen.

Tag 2: Levico – Rifugio Barricata

Der zweite Tag beginnt in Levico Terme. Von Levico Terme aus führt der Valsugana Radweg entlang des Flusses Brenta. Dieser Radweg ist Teil des Europäischen Radwegenetzes und bietet eine entspannte Strecke, die sich für Mountainbiker jeden Levels eignet. Der Fluss Brenta begleitet Sie auf dem Weg und bietet eine malerische Kulisse mit grünen Hügeln und Bergen im Hintergrund.

Während Ihrer Fahrt entlang des Radwegs können Sie historische Dörfer und Stätten besuchen, die die reiche Vergangenheit dieser Region widerspiegeln. Das Dorf Borgo Valsugana ist eines dieser Juwelen, das Sie auf dem Weg passieren. Hier können Sie das Castel Telvana besichtigen, eine mittelalterliche Burg, die imposant auf einem Hügel thront und einen atemberaubenden Ausblick auf das Tal bietet.

In Strigno angekommen, beginnt der Barricata Militärweg. Die Straße wurde einst in den frühen Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts erbaut und spielte eine wichtige Rolle während des Ersten Weltkriegs, als die Region Trentino zwischen den Fronten lag. Ihre strategische Bedeutung zur damaligen Zeit zeigt sich in ihrer konsequenten Befestigung und der gewundenen Streckenführung, die es den Militäreinheiten ermöglichte, das anspruchsvolle Gelände zu beherrschen.

Heutzutage ist die „Barricata“ ein vollständig asphaltierter Weg, der für Freizeitaktivitäten wie Mountainbiken und Wandern genutzt wird. Trotz der Modernisierung hat sie ihre historische Bedeutung bewahrt und bietet Ihnen die Gelegenheit, entlang dieser eindrucksvollen Route zu reisen und die einstigen militärischen Herausforderungen zu würdigen, während Sie die atemberaubende Landschaft der Valsugana genießen.

Die Straße endet am Rifugio Barricata. Da das Wetter an diesem Tag nicht besonders schön ist und die Vorhersage für den folgenden Tag wesentlich besser ist, beschließen wir hier einzukehren.

Tag 3: Rifugio Barricata – Hochebene von Asiago – Posina

Der dritte und vorletzte Tag unseres Ausfluges auf den Spuren des ersten Weltkrieges beginnt mit dichtem Nebel. Doch dahinter lassen sich schon die durchdringenden Sonnenscheine erahnen und somit starten wir mit voller Vorfreunde an den bevorstehenden Radtag.

Weg beginnt als mit feinem Kies befestigte Strecke, die sich ideal durch die malerische Karstlandschaft radeln lässt. Während der Kiesbelag auf dem Pfad allmählich grober wird und schließlich hauptsächlich aus faustgroßen Steinen besteht, gewinnen wir kontinuierlich an Höhe. Auf 2066 Metern erreichen wir schließlich den Höhepunkt unserer heutigen Etappe, die Seletta Generale John Mecenseffy.

Dieser Pass erhielt seinen Namen zu Ehren des Oberbefehlshabers der österreichisch-ungarischen Truppen, die in der Nähe bei der Schlacht von Ortigara im Jahr 1917 den angreifenden italienischen Streitkräften erhebliche Verluste zufügten und eine bedeutende Sieg erzielten.

Auf der Passhöhe geht es hinunter zum gut sichtbaren Campo Gallino, das sowohl ein wichtiger Versorgungspunkt im Ersten Weltkrieg war als auch ein beliebtes Ziel für Wanderer und mittlerweile auch E-Biker ist.

Das Campo Gallino liegt in einer Senke, aber Richtung Osten geht es auf tückischem Schotter bergab. Beim nächsten Anstieg erreichten wir die Bocchetta Portule, wobei Steinpfosten am linken Wegesrand vor dem Abgrund schützen. Im Südosten hatten wir den Blick auf den Monte Verena, hinter dem sich der Monte Pasubio versteckte. Dies war ein guter Ort, um kurz zu verweilen, aber das Essen bewahrten wir uns für die Malga Larici di Sotto auf.

Gestärkt vom guten Essen fahren wir noch ein kurze Steigung bevor wir uns zuerst auf einer Forststraße und dann Aspahlt in der langen Abfahrt nach Lavarone wagen. Hier stehen wir vor einer schwierigen Entscheidung. Unser ursprünglicher Plan ist jener zum Monte Maggio und auf diesem Weg nach Posina zu fahren. Auf Grund der schon vorgeschrittenen Stunde müssen wir aber leider an Plan umdisponieren. Daher geht es wenig spektakulär und leider mit Auto- und LKW-Verkehr über die Staatstraße nach Arsiero und anschließend über Landesstraße nach Posina.

Tag 4: Posina – Pasubio – Rovereto

Wie jedes Jahr verfliegt die Zeit im Rausch, und der letzte Tag unserer Radreise steht bevor: Von Posina aus radeln wir vorbei am Rifugio Achille Papa, der Selletta Comando, Alpe Pozza bis nach Rovereto.

Fröhlich verlassen wir unsere Unterkunft in Posina und passieren den „Gasthof“ im Dorf. Warum die Beschriftung nicht ändern? Der Kaiser könnte ja jederzeit zurückkehren. Dann biegen wir auf die liebliche Bergstraße Richtung Passo Xomo ab. In angenehmer Steigung windet sie sich nach oben, und nach jeder Serpentine entfernt sich das Gebiet um Posina immer mehr von uns. Leider ist das Wetter den ganzen Tag bewölkt, und unsere Aussicht ist beschränkt. Am Passo Xomo gönnen wir uns einen doppelten Espresso, bevor wir in gefühlten Minuten den Parkplatz am Fuße der „Strada delle 52 Gallerie“ erreichen.

Die Strada delle 52 Gallerie östlich des Gardasees erstreckt sich über 6,3 km und führt durch 52 Tunnel mit Steigungen von bis zu 22 %. Der längste Tunnel misst 318 Meter, aber der beeindruckendste ist der 20. Tunnel, der sich wie ein Korkenzieher durch den Fels windet. Während des Baus wurden in einigen Tunneln Nischen für Sprenggelatine eingebaut, um die Straße im Rückzugsfall unpassierbar zu machen. Interessanterweise wurden in einem Tunnel Dinosaurier-Fußabdrücke entdeckt. Die Strada delle 52 Gallerie ist nicht nur eine technische Meisterleistung, sondern birgt auch explosive und kuriose Details in ihrer Geschichte und ist immer einen Besuch wert. Wir radeln jedoch nicht entlang der Galerien, hier ist das Radfahren verboten, sondern nutzen die Strada degli Scarubbi.

Diese wurde im Sommer 1915 während des Ersten Weltkriegs vom italienischen Militär als Zugang zur Gipfelregion des Pasubio erbaut und nach dem Zweiten Weltkrieg gesperrt. Heute ist sie nur für die Betreiber der Achille Papa-Hütte motorisiert zugänglich. Die Strecke steigt mit durchschnittlich 10 % an, führt durch die Caneve di Campiglia mit 12 Kehren und endet bei den Porte del Pasubio, wo sie die Strada delle 52 Gallerie beim Rifugio Papa kreuzt.

Wir erklimmen also die ca. 1100 Höhenmeter vom Parkplatz bis zum Rifugio Papa und liefern uns dabei ein spannendes Rennen mit einigen eBike-Sportlern. Diese interpretieren das Radfahren augenscheinlich anders als wir und legen lieber kurze Essens- und Jausenpausen ein. Jedenfalls erreichen wir mit gefühlter letzter Kraft das Refugio Papa. Das kaltnasse Wetter forderte ebenfalls seinen Tribut. Unter dem Applaus der anwesenden Wanderer kämpfen wir uns in die Wärme der Hütte, um unseren Hunger zu stillen. Leider sind alle Plätze bereits von den flotten eBikern belegt. In der zweiten Reihe warten Wanderer der Galerienstraße auf freie Plätze. Wir müssen also unsere Niederlage eingestehen, aber gegen die 250 Watt eines Bosch CX Motors haben wir wohl keine Chance.

In einem kurzen Moment der Unbeherrschtheit wünscht der Autor dieser Zeilen allen eBikern einen ordentlichen Kurzschluss. Wir setzen unsere Fahrt fort, passieren den römischen Bogen, der den Heldenfriedhof des Ersten Weltkriegs markiert, und erreichen wenig später den Unterstand des italienischen Heeresführers sowie den Übergang Selletta del Groviglio. Weiter geht es Richtung Sette Croci. Hier sei angemerkt, dass ab diesem Zeitpunkt die Fortbewegung zwischen Fahren, Schieben und Tragen variiert. Man sollte für die nächsten ein oder zwei Stunden etwas Durchhaltevermögen mitbringen, bis zum Rifugio Alpe Pozza.

Ab jetzt radeln wir den Forstweg bergab, erreichen die Bergstraße und fahren zur Rast gegenüber der Einsiedelei San Colombano. Nun rollen wir zum Bahnhof und beenden damit das heutige Abenteuer der Valsugana.

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3 Gedanken zu „4-Tagestour Trient – Valsugana – Asiago – Rovereto

  1. Ein sehr schöner und informativer Bereicht. Hat alte Erinnerungen geweckt.
    Vor ca. 45 Jahren bin ich die Strad degli Eroi und die Strada Scarubbi mit dem Auto gefahren.
    War vielleich nicht ganz legal, hat aber den damaligen Wirt vom Rifugio Papa nicht gestört.
    Sehr viel spater bei diversen Mtb Touren auch auf dem Monte Verena
    und Campo Galina gewesen (von Asiago aus). Ebenfalls der Monte Maggio vom Passo Coe aus.
    Noch ein Hinweis zu Deinem Text zur Ortigara Schlacht: Der Satz ist grammatikalisch mißvertändlich:
    Die Niederlage war eine italienische.
    Liebe Grüße

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