Val di Non und Val di Sole in 5 Tagen

In dieser 5-Tagestour sind wir vorwiegend aber nicht nur in der Val di Non und Val di Sole im Trentino unterwegs. Von Bozen geht es zunächst zum Mendelpass und dort in Rabbital. Der Passo Cercen führt uns nach Ossana. Weiter geht es über dem Passo Tonale und Rifugio Bozzi zum Passo Graole. Nach einer lange Abfahrt geht es zurück zur Forcellina di Montuzzo. Am letzten Tag durchqueren wir schließlich über Madonna di Campiglio das Brenta Gebirge.

Eckdaten der Tour sind:

Dauer: 5 Tage
Länge: ca 220 km
Höhenmeter: ca. 8000 (mit Seilbahn 9600)

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Tag 1 : Sigmundskron – Mendel – Nonsberg – Rabbital

Schon beim Start in Sigmundskron zeigte sich, dass der Tag wettertechnisch kein Geschenk werden würde. Der Himmel war grau, die Wolken hingen tief und hüllten die Berge in ein fast schon mystisches Licht. Was uns sonst unterwegs die schönsten Fotomotive liefert, blieb diesmal verborgen – die Kamera konnte also fast im Rucksack bleiben.

Der erste Abschnitt hatte es gleich in sich. Von Kaltern hinauf zur Mendel standen uns gut elfhundert Höhenmeter bevor, und wer die Bahn nicht nahm, musste ordentlich in die Pedale treten. Oben angekommen ging es aber gleich zackig weiter, denn bis zur Malga Moreno war der Weg mit einigen steilen Rampen gespickt. Diese kurzen Stiche in die Beine sind der Stoff, aus dem die Erinnerungen an eine Tour geformt werden. Auf der Alm gönnten wir uns schließlich unsere Mittagspause – dampfende Pasta als Belohnung, während draußen die Wolken über die Wiesen zogen.

Frisch gestärkt stürzten wir uns in die lange Abfahrt hinunter ins Nonstal. Dort wartete schon der nächste Prüfstein. Zwischen Romeno und Revò ziehen sich die Wege durch scheinbar endlose Apfelanlagen, und wer glaubt, man würde hier in sanften Serpentinen hinaufrollen, täuscht sich gewaltig. Geradeaus geht es hinunter und dann wieder steil bergauf, und jede Rampe zwingt uns, noch einmal richtig anzutreten. Links und rechts breiten sich die Plantagen aus, jetzt im Spätsommer voller schwerer Äpfel, die ungeduldig auf die Ernte warten. Es ist eine Landschaft, die einerseits Ruhe ausstrahlt, andererseits gnadenlos fordert. Und irgendwo hier, sagt man, sind sie wieder unterwegs – die Bären, die im Nonstal inzwischen heimisch geworden sind. Ein wenig Abenteuer steckt also auch immer mit im Gepäck.

Nach diesem Abschnitt begann die lange Querung Richtung Malè. Sie zieht sich fast zwanzig Kilometer dahin, ohne dass wirklich viel passiert – kein richtiger Anstieg, keine richtige Abfahrt, immer wieder kleine Wellen. Gerade deshalb wird dieser Teil zur mentalen Prüfung: man muss treten, ohne dass der Kopf die ersehnte Abwechslung bekommt.

In Malè schließlich wartete der letzte Brocken. Der Schlussanstieg ins Rabbital hinauf nach San Bernardo zieht sich mit knapp vierhundert Höhenmetern dahin. Nach einem ohnehin fordernden Tag fühlt sich dieser Anstieg doppelt so lang an, jeder Meter wird bewusst gefahren. Doch irgendwann ist auch dieser geschafft, und der kleine Ort am Talende empfängt einen mit der ruhigen Atmosphäre der Berge.

Am Ende bleiben über zwei­tausendsechshundert Höhenmeter, wenn man die Bahn meidet, oder knapp achtzehnhundert mit Unterstützung. Egal wie man startet, diese Tour ist keine Spazierfahrt, sondern eine echte Herausforderung. Sie bietet nicht nur sportliche Prüfungen, sondern auch Landschaften voller Kontraste – von den dunklen Wolken über der Mendel bis zu den Apfelgärten des Nonstals, von den wilden Rampen bis zur stillen Ruhe des Rabbitales. Eine Runde, die trotz schlechtem Wetter im Gedächtnis bleibt, und die zeigt, warum Mountainbiken manchmal mehr mit Rittertugenden als mit Sport zu tun hat.

Tag 2: Mehr schieben als schießen – von San Bernardo über den Passo Cercen nach Vermiglio

San Bernardo – der Startort klingt schon so, als würde gleich ein Mönch mit dem Weihwasser ums Eck kommen. Tatsächlich empfängt uns das Dorf aber mit typischer Talstimmung: ein paar Häuser, ein kleiner Platz, Ruhe. Seit dem 12. September herrscht hier Herbstidylle pur – keine Touristenbusse mehr, keine Shuttles, die Bikes kreuz und quer transportieren. Stattdessen: Sonne, blauer Himmel und das Gefühl, dass die Zeit hier schon einen Gang zurückgeschaltet hat.

Von dort rollen wir los: über Punte Ruaie, auf dem alten Radweg, vorbei an den Cascate Valorz, wo das Wasser wie ein Vorhang über die Felsen rauscht. Dann hinein in die Strada Provinciale 86, durchs kleine Masnovo, vorbei an den Terme di Rabbi (nein, kein Abstecher zum Whirlpool) und weiter nach Fontanon, wo die Welt langsam alpiner wird. Ab hier heißt es: willkommen im Naturpark Stilfser Joch – Wald, Wiesen, Almen und Stille.

Die Malga Cercen Bassa grüßt uns als Vorposten, die Malga Cercen Alta markiert das Ende des „fahrbaren“ Bereichs. Ab 2100 m übernimmt das Motto des Tages: schieben statt schießen. Das Rad wird gestemmt, getragen, nach oben bugsiert – und während die Waden brennen, denken wir: besser ein Bike hochzerren, als wie damals Kanonen über den Pass zu wuchten.

Am Passo Cercen (2600 m) gibt’s dafür die volle Belohnung. Absolute Ruhe, Wind im Gesicht, und der Blick reicht hinüber zur Ortler- und Cevedalegruppe. Ein Ort, der Geschichte atmet – früher Grenze und Kriegsschauplatz, heute nur noch Panorama und Frieden. Keine Hütte, kein Trubel, nur wir und der Horizont.

Dann hinein in die Abfahrt: der Trail Cercen ins Val di Peio ist lang und verspielt, meistens S1, mit ein paar S2-Happen zum Aufpassen. Flowig, spaßig, genau richtig nach dem Schiebemarathon. Auf 1200 m tauchen wieder die ersten Häuser auf – wir rollen durch Fucine und Ossana, bis wir schließlich in Vermiglio landen.

Vermiglio ist ein Ort, der beides kann: Geschichte und Ruhe. Früher Grenzort mit Kasernen, heute ein Bergdorf mit engen Gassen, alten Mauern und einem Rhythmus, der spürbar langsamer tickt. Genau der richtige Platz, um nach so einer Tour runterzukommen.

Abends dann die letzte Szene: Sonne weg, Jacke an, rein in die Pizzeria. Dort die wahre Heldin des Tages: die einsame Kellnerin, die mindestens 40 Mal betont, dass sie komplett alleine ist. Und man glaubt es ihr sofort, denn sie macht alles gleichzeitig: Bestellungen aufnehmen, Bier zapfen, Pizza servieren, abkassieren und noch freundlich bleiben. Wir hätten uns fast eine Schürze geschnappt und mitserviert. Wer also einen Job sucht – in Vermiglio ist Personal dringend gefragt!

Tag 3: Vermiglio über den Tonalepass und Passo Graole nach Pezzo

Am Vormittag stehen wir vor der Alternative von Vermiglio ein paar Höhenmeter zu verlieren und über den Radweg zum Tonalepass zu fahren oder über die Staatstraße dorthin zu gelangen. Beides hat Vor- und Nachteile. Der Radweg bietet eine ruhigeres fahren, der Ausblick auf die Gletscher bleibt einem aber verwehrt. Eine Anfahrt per Bus (nur bis Anfang September möglich) oder Taxi sind auch valide Alternative.

Wir entscheiden uns für die schönen Ausblick und gemütlichen Anfahrt auf der Staatstraße. Die gemütliche Anfahrt ist auch notwendig, denn ab dem Pass ist auch Schluss mit gemütlich. Zum Teil Schiebend und wenig Fahrend gelangen wir zum Rifugio Bozzi. Auch hier gilt was für die ganze Gegend zu gelten scheint: Wer Einkehren will muss bis spätestens Anfang September hier sein. Sonst muss die Jause selbst mitgenommen werden.

Hier kann man ruhig ein längere Pause machen und die atemberaubende Landschaft mit dem schönen Bergsee bewundern. Wer aber ab Mitte September hier rauf kommt, dem sei geraden die Jause selber mitzunehmen. Hütten schließen hier recht früh.

Wir haben viel von der spektakulären Militärstraße zum Passo delle Graole in Berichten gelesen. Daher starten wir mit Vorfreude auf dem bevorstehenden Weg. Was mit Vorfreude beginnt geht aber mit Mühe weiter. Zahlreiche Muren haben die Straße unterbrochen und wir müssen das Rad immer wieder Schultern und auf schmalen Steigen über den Abhang tragen.

Am Lago Ercavallo machen noch ein kleine Pause und genießen den schönen Bergsee mit den Gletschern des Adamello im Hintergrund. Weiter geht es anfangs schiebend, später wieder tretend zum Passo delle Graole, wobei im Zwischenstück cirka 150 Höhenmeter abgefahren werden müssen.

Kurz vor dem Pass erwartet uns noch eine weitere mühevolle Passage durch einen Murenagang.

Mtb Passo delle Graole: der Singletrail

Am Pass angekommen halten wir kurz inne und bereiten uns auf die Abfahrt vor. Die ersten 100 Tiefemeter wird der Fahrfluss durch die bekannten Felsstürze unterbrochen. Dann wird es immer flowiger. Oben noch mit einigen S2 Stellen weiter unten durchgehend S1. Wir absolvieren ein kurzes Stück auf Straße bevor wir weiter auf Singletrack zum Ausgangsort Pezzo zurückkehren.

Tag 4: Von Pezzo über die Forcella die Montozzo nach Mezzana

Gemütlich startet der Tag. Mit mäßiger Steigung treten wir auf der Asphaltstraße Richtung Case di Viso, ein alpine Siedlung auf 1700 m. Dort endet auch die Asphaltstraße und es geht auf einer Militärstraße weiter. Diese ist anfangs recht moderat wechselt aber bald in zu einer anspruchsvollen Steigung.

Als wir ohne zu Schieben am rifugio Bozzi ankommen sind wir mächtig stolz auf uns. Doch bis zu ersten Pause des Tages dauert es noch ein wenig. Ab dem Rifugio bis zur Forcella heißt es Schieben. Oben angekommen offenbart sich uns aber ein atemberaubendes Panoramo über die unter uns liegende Hochebene. Voller Vorfreude schauen wir auf dem Trail, der sich vor uns durch die Landschaft schlängelt.

Der Epic-Trail heißt nicht zu unrecht so. Die Abfahrt durch das Hochtal zum Pian-Palù-Stausee ist wahrlich episch. Zuerst sehr flowig auf S1 Niveau geht er im unteren Teil auf S2 bis S3 über.

Anschließend führt die Route auf Trails und Schotterstraßen weiter bergab nach Peio Fonti und in ähnlichem Charakter bis ins Tal bei Cogolo. Die letzten rund sieben Kilometer verlaufen entspannt auf Radwegen bis nach Fucine. Bis nach Mezzana ist es nicht weit.

Tag 5: Von Mezzana nach Mezzocorona

Der Tag beginnt wie im Bilderbuch. Vom Hotel aus haben wir Blick zur Brenta und diese zeigt sich von ihrer besten Seite und mit wenigen Wolken bedeckt. Frohes Mutes radeln wir zunächst einmal flussabwärts bis nach Mestriago um wenig später die Seilbahn bis zur Bergstation Mastellina zu nehmen.

Der erste Teilstück bis zum Campo Carlo Magno bei Madonna ist ein wenig beschwerlich. Der Wanderweg ist sehr verblockt und wir müssen das Rad schieben. Da trifft sich gut, dass wir uns hier im Naturpark befinden und das Radfahren ohnehin verboten ist.

Ab der malga Vago wechseln wir auf der Forststraße und fahren hier das restliche Stück gen Tal. Ein wenig weiter oberhalb der Feriansiedlung Campo Carlo Magnos steuern wir auf die Seilbahn zu, die uns bis auf 2442 m zum „Passo del Groste“ führt. Nun sind wir mitten im Brentagebirge und der Ausblick ist atemberaubend.

Nun schlängelt sich ein schmaler Pfad weiter, der nur vereinzelt fahrbar wäre. Da wir uns im Naturpark befinden, gilt hier die Regel, dass das Rad auf Pfaden zu schieben ist. Es geht ständig auf und ab über dicke Felsbrocken. Im Gegensatz zum Skigebiet ist es hier so einsam und ruhig. Doch hier macht das Rad schieben auch Spaß.

Bevor wir wieder gen Tal fahren können, steuern wir zum passo della Gaiarda zu. Wenig war über diesen Pass in einschlägige Foren zu lesen. Nur das der Weg rechts vom Pass besser sein soll als links. Natürlich gilt hier immer noch Fahrverbot an den wir uns halten. Wer flüssig durchfahren will, der wird es schwer haben.

An der malga spora angelangt, zeigt sich die Brenta von ihrer besten Seite. Eine einsame Alm im Grünen umringt von steil aufsteigenden Kalkstein: wie im Bilderbuch! Dieses Blick noch Kopf fahren wir weiter. Nach der malga spora beginnt ein sehr steiler Karrenweg der zum Teil sehr schottig in Tal führt. Erst nachdem wir vom Weg Nr. 302 auf die Forststraße kommen wir es flacher.

Ab Spormaggiore fahren wir schließlich auf der Landesstraße weiter und erreichen alsbald den Talkessel von wo aus, wir am Radweg entlang des Baches bis nach Mezzocorona fahren.

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