Das Karwendel bietet einige hervorragende MTB Enduro-Trails, die sich in einer 3-4 tägigen Durchquerung von Nord nach Süd hervorragend verbinden lassen. Wenn, ja, wenn wir uns dafür nicht auf österreichischem Staatsgebiet befinden würden und die Befahrung nahezu aller dieser wunderbaren Trails gegen das Gesetz verstoßen würde. Aber wenn es denn erlaubt wäre oder irgendwann mal sein wird, dann könnte man diese Tour am Besten im Spätherbst durchführen, wenn das Karwendel in wunderbaren Farben erscheint und weniger Wanderer unterwegs sind.
Eckdaten der Tour sind:
Dauer: 3 Tage
Länge: ca 105 km
Höhenmeter: ca. 5200
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Lenggries – Fall
Losgehen würde es dann in Lenggries, das frühmorgens mit dem Zug in etwas mehr als einer Stunde von München aus erreicht werden kann. Gemütlich pedaliert man zuerst bis zum Sylvensteinspeicher und befindet sich landschaftlich schon mitten in bayrisch Klein-Kanada. Nach einem kurzen Stück auf der vielbefahrenen B307 biegt man ab in die Walchenklamm. Hier wartet nun die erste anstrengende Schiebe- und Tragepassage hoch zum Schürpfeneck. Es folgt bergab ein anspruchsvolles Spitzkehrenmassaker in S3. Alternativ könnte man übrigens auch da wieder runterfahren wo man hochgekommen ist. Eine erste Übernachtungsmöglichkeit würde es nun im kleinen Ort Fall geben.
Fall – Falkenhütte
Weiter könnte es nun auf guten Forstwegen über die österreichische Grenze in das recht einsame Bächental gehen. Kurz nach der Grenze sind dann alle Wege, die von den Almbauern regelmäßig mit ihren SUVs befahren werden, mit Radverbotsschildern zugepflastert, vermutlich aus Naturschutzgründen. Ab der Ochsentalalm enden dann diese Forstwege, und über steile Wanderwege würde es mühsam 400 Höhenmeter bis zum Gipfel der Fleischbank weitergehen. Von dort erwartet Einen ein atemberaubendes Panorama über tief eingeschnittene Karwendeltäler bis zur Birkkarspitze. Nach einer kurzen Flowpassage bergab gilt es dann erst noch etwas zäh eine Querung zu meistern bevor der eigentliche Abfahrtsspaß beginnen könnte. Erst ausgesetzt und mit einigen S4 Stellen wird der Trail zunehmend flüssiger und nähert sich S2 an. Die ein oder andere knackige Stelle findet sich aber bis ganz runter ins Risstal. Hier wäre auch die nächste Gelegenheit für eine Übernachtung oder eine Kaffeepause im Gasthof Zur Post in Hinterriß.
Nun steht der lange und zähe aber auch legendäre Anstieg auf Forststraßen durch das Johannistal bis zur Falkenhütte an. Auch ein kleiner Abstecher zum wunderschön gelegenen kleinen Ahornboden kann mit eingebaut werden. Die Falkenhütte ist der ideale Stützpunkt für eine Übernachtung im Herzen des Karwendel, direkt unter den steil emporragenden Laliderer Felswänden. Ab Mitte Oktober könnte dafür auch der neue, hervorragend ausgestattete Winterraum dienen. Dank Stromversorgung sind Heizung und Kochmöglichkeit gegeben. Nur Wasservorräte sollten an der Ladizalm aufgefrischt werden.
Falkenhütte – Schwaz
Über eine Querung gelangt man teils fahrbar in S2, und teils schiebend bis zum Hohljoch. Ein wahres Trailschmankerl in S2 führt nun in den Enger Grund. Aufgrund der hohen Frequentierung mit Wanderern würde dieser Abschnitt idealerweise früh morgens oder spät abends absolviert werden. Der Alpengasthof Eng bietet zudem die nächste Übernachtungsmöglichkeit am Wegesrand.
Nun würde der nächste, zähe Aufstieg anstehen. Über steile und immer steiler werdende Forstwege geht es hinauf zum Westlichen Lamsenjoch. Auf der östlichen Seite des Jochs ist schon die Lamsenhütte zu erkennen überragt von der mächtigen Lamsenspitze. Die Querung dazwischen ist in S2 teils befahrbar aber auch ausgesetzt, dementsprechend unbedingt auch mit äußerster Vorsicht zu genießen. Lieber einmal mehr absteigen als nie wieder. Ein Abstecher in die Hütte ist möglich für die Einkehr oder auch Übernachtung. Ein heimeliger Winterraum ist außerhalb der Saison auch verfügbar, allerdings ohne Stromversorgung. Nun könnte man sich in die Abfahrt in den Gramaier Grund stürzen. Ein einziger Genuss für Freunde des zünftigen Garda-Schotters, durch den man von oben bis ganz runter surfen kann bzw. muss. Der obere Bereich ist noch mit einigen S4 Stellen gespickt, danach wird es zunehmend flüssiger und pendelt sich auf S2 ein. Im Grund angekommen führt ein kurzer Gegenanstieg in einen netten Bonustrail, der technisch auf S2-S3 Niveau ist. Anschließend folgt die lange Abfahrt auf Forststraßen vorbei an einigen Almen bis nach Pertisau. Nun ist man zurück in der Zivilisation mit allen ihren Annehmlichkeiten inklusive Badestrand am Achensee. Zumindest kurzfristig, denn neben der Seilbahn beginnt der nächste Aufstieg.
Das Zwischenziel, auf Forstwegen erreichbar, ist die Bärenbadalm, die definitiv mit ihrem Kaiserschmarrn aber wahrscheinlich auch noch viel mehr punkten kann. Eine ordentliche Stärkung wäre auch nötig, denn nun geht es in die nächste Schiebepassage bis hoch zum Weißenbachsattel. Ab da wird es nochmal steiler und das Rad müsste wohl geschultert werden bis man das Stanser Joch erreicht. Ein fantastischer Ausblick über das Karwendel, den Achensee und den Alpenhauptkamm belohnt für die Strapazen. Die Höhenmeter sind nun alle vollbracht, es wartet nur noch die epische Abfahrt ins Inntal. Bis zum Stanser-Hochleger erfolgt der Einstieg mit recht flowigen S2 Passagen. Dann wird es aber knüppelhart. Die Passage bis zur ersten Querung der Forststrasse ist sehr anspruchsvoll – steil, und im höheren S3, teils S4 Bereich. Wer die anderen Trails nicht sehr souverän gefahren ist, würde größtenteils schieben. Diese Passage auf der Forststraße zu umfahren wäre also keine Schande. Dann wechselt der Trail aber in S2-S3 und bietet Abfahrtsspaß pur bis ganz nach unten. Die ein oder andere ausgesetzte Passage oder enge Spitzkehre ist zwar da auch zu finden, aber eher punktuell. Ganz zum Schluß geht es bei Maria Tax nochmal in eine Schlucht hinein bevor man stark euphorisiert Stans erreicht. Für eine zünftige Einkehr lohnt sich noch der Weg nach Schwaz, dann kann man mit den Regionalzügen bequem Innsbruck oder München erreichen.