Garda Runde: Umrundung des Gardasees in 5 Tagen

Hallo liebe Mtbrundwanderfreunde!

Wenn in ganz (Mittel)Europa Schneestürme und Unwetter das Mountainbiken unmöglich erscheint, gibt es ganz in der Nähe ein radlerisches Eldorado, nämlich den Gardasee. Natürlich kein Geheimtipp, aber immer noch gibt es noch kaum bekannte und befahrene Strecken, die jedem Biker das Herz höher schlagen lässt. Man muss sich nur von den Mountainbike-„Autobahnen“ fern halten, die gerne von unseren geliebten nördlichen Nachbarn genutzt werden, in welcher die Bewegung Allgemeine Fortbewegung mit Drahtesel (kurz AFD) gerade Hochkonjunktur hat.

Die Tour ist wie folgt unterteilt:

Tag 1: Torbole – Rifugio Graziani
Tag 2: Rifugio Graziani – Toscolano
Tag 3: Toscolano – Idro
Tag 4: Idro – Bondone
Tag 5: Bondone – Riva del Garda

Eckdaten der Tour sind:

Dauer: 5 Tage
Länge: ca 197 km
Höhenmeter: ca. 8000

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Gardasee Umrundung MTB Tag 1: Torbole – Rifugio Graziani

Unsere Tour begann in Torbole und wir fuhren Richtung Monte Baldo (Via delle Busatte)und sogleich begann der angenehmen Anstieg auf dem Weg „706“ Den geübten Downhiller sei gesagt, dass wir bei dieser Auffahrt immer wieder den berühmt-berüchtigten „601“ Downhill („Bikecracker“) kreuzten.

Bis zum Parkplatz am Ende der asphaltierten Straße gibt es nur wenige wirklich steile Anstiege, sodass dieser Abschnitt keinem geübten Radfahrer mit genügend Kondition vor Problemen stellen sollte. Ab hier fuhren wir auf einem Karrenweg, bestehend aus grobkörnigem Kies, welche teilweise nennenswerten Anstiege aufweisen. Nach etwa zweihundert Höhenmetern erreichten wir einen regelrecht paradiesischen Platz, bestehend aus einem Hochplateau aus sanftem Grün mit direktem Ausblick zum See. Hier sollte man die Seele baumeln lassen und den Körper etwas entspannen, weil die nächsten 2h echt hart werden sollten.

Dieser Abschnitt charakterisiere sich nämlich durch eine Schiebestrecke, gefolgt von einer Tragestrecke, die durchaus als anstrengend bezeichnet werden kann. Schlussendlich landeten wir beim Rifugio Altissimo, wo wir vom netten Personal auch noch am Nachmittag mir herrlicher Pasta für die Anstrengungen belohnt wurden.

Nach einer ausgiebigen Pause beschlossen wir spontan, noch einen kleinen Schwenk zu den Klippen zu machen, welchen direkt zum Gardasse abfallen. Wir fuhren also zur „Brusa Brodeghera“ Von hier aus folgten wir dem Weg 651. Heerscharen von Gämsen zeugten davon, dass hier nicht viele Menschen unterwegs sind. Nach etwa 500 Metern gelangten wir zu den bereits erwähnten Klippen und hier möchten wir allen Nachahmern empfehlen, immer eher in Richtung Berg als in Richtung See zu stürzen, denn die falsche Richtung könnten zu den schnellsten negativen 2000 Höhenmetern aller Zeiten führen.

Sobald die Klippen besichtigt waren, folgten wir einen Wanderweg nach unten und durchquerten ein Wäldchen, um auf die Bergstraße zu gelangen, die zum Rifugio Graziani führt, wo wir unsere verdiente Bettruhe fanden. Wir möchten nur all unsere Leser vor den dortigen Hochbetten warnen: diese sollten am Besten mit kompletter Downhiller-Montur genossen werden, um der Sicherheit Genüge zu tun.


Gardasee Umrundung MTB Tag 2: Rifugio Graziani – Toscolano-Maderno

Unser zweiter Tag begann mit einer netten Abfahrt durch Wiesen und Felder(sentiero di Pasna) in Richtung malga Bes. Von hier ging es vorbei an diversem Vieh bis zur Höhenstraße vom Monte Baldo. Wir folgten ohne Anstrengung der asphaltierten Straße bis zum Staussee (Lago di Prà della Stua), wo endlich die lang ersehnten Aufstiege aus uns warteten.

Wie so oft in den südlichen Gefilden, wird kein unnötiger Platz für Serpentinen verschwendet, sondern die Steigung wurde sofort recht stattlich. Wer kein Allradantrieb besitzt bzw. zu wenig trainiert hat, ist selbst schuld! Doch schon bald wurden die Anstiege gemütlicher und so fuhren wir in guter Geschwindigkeit auf der „strada provinciale di dossioli“ über den Passo Pozza della Cola bis zum Skigebiet Prà Alpesina. Hier mündet übrigens auch die Seilbahn von Malcesine. Die nette Bedienung empfahl uns, den „giro delle malghe“, also den Almenweg zu nehmen. Die Fotos können nicht ausdrücken, wie spaßig und schöne dieser Streckenabschnitt war.

Ein breiter Karrenweg führt in weitern Aufs uns Ab in Richtung Südwesten. Die Schlüsselstelle befindet sich aber bei ca. Kilometer 41 auf unserem GPX Track, den wir für diesen Teilbereich starkempfehlen. Der Weg zweigt nämlich als kleiner, steiler, leicht zu übersehenen Pfad vom „Hauptweg“ ab, welcher bald darauf im Wald endet.

Hier kann nun bewiesen werden, wie toll man in der Vergangenheit gelernt hat, sein Rad zu schieben, weil die nächste halbe Stunde damit verbracht wird. Der Pfad fängt steil an, wird mit der Zeit steiler, um dann sehr steil ins Flache überzugehen. Das Ende des Pfades wir von einem Zaunkonstrukt markiert, das jeglichen physikalischen Prinzipien trotzen zu scheint. Wer sich nichts darunter vorstellen kann, der möge die Fotos durchschauen.

Der Pfad mündet in die Monte Baldo Gebirgsstraße, welche uns in rasender Abfahrt in das Restaurant Novezza führte. Leider hatte ein Sportler einen Reifenschaden. Doch zum Glück hatten wir 2 Ingenieure dabei und mit Hilfe einiger einheimischer Zaungäste konnte das Malheur in weniger als einer Stunde repariert werden.

Nun folgten wir wieder der Straße, bis wir zur Abzweigung eines S2 Single Trails kamen, der zwar nicht offiziell angeführt war, aber letztes Jahr Schauplatzes des letztjährigen MTB Garda Marathon war. Einige tausend Erschütterungen später, gefolgt von teilweise lauten Fluchens, gelangten wir nach Marciaga. Wir folgten der Landstraße bis nach Torri der Benaco, wo uns die Fähre nach Toscolano Maderno brachten, wo wir den Tag nochmals Revue passieren ließen, bevor wir in einen tiefen, erholsamen Schlaf fielen.


Gardasee Umrundung MTB Tag 3: Toscolano-Maderno – Idro

Diese Route kann mit einem einzigen Wort sehr gut beschrieben werden: ANSTRENGEND! Um zum Idrosse zu gelangen, mussten wir lediglich ca. 1200 hm hinter uns bringen, aber die hatten es in sich. Fast der ganze Anstieg befindet sich in direkter Sonneneinstrahlung und die Steigung hat es wirklich in sich und ist nichts für filigrane Waden! Schon das Dorf Fasano scheint nur aus Straßen zu bestehen, welche mindestens eine Steigung von 20% ausweisen.

Auf gutem Asphalt kämpfen wir uns bergauf, um schließlich die Panoramica genießen zu dürfen. Bei San Michele startet der eigentliche Anstieg zum Passo di Spino. Nach kurzer Strecke geht der Belag in grobe Betonblöcke über, ein untrüglicher Beweis für die erhebliche Steigerung der Steigung. Alsbald befanden wir uns auf einem Forstweg auf dem wir uns Richtung Etappenziel wuchteten. Da wir durch den „Parco regionale dell’Alto Garda Bresciano“ fahren, weist der Wald Eigenschaften eines Urwaldes auf. Dies entgeht natürlich unseren Naturwissenschaftler nicht. Nach viel Schweiß erreichten wir schließlich den Passo Spino und ein freundlicher Ornithologe empfahl uns den Rifugio Pirlo.

Der Wirt wies dieselbe Agilität wie der etwas bekanntere Fußballstar auf, sodass wir unsere Batterien mit ausgezeichneter Pasta und dem obligatorischen Cafè wieder aufladen konnten. Nun bretterten wir den „Sentiero dei Ladroni“ (nein, dieser Weg ist nicht nach einem berühmten italienischen Medienzar/Politikstar/Bunga Bunga Initiator benannt) bis zum Passo della Fobbiola. Von dort aus fuhren wir auf dem Weg „3“ durch einen düsteren Märchenwald bis zum Passo del Cavallino della Fobbia.

Ein besorgter Anwohner überholte uns mit seinem Geländewagen, erkundigte sich nach unserem Ziel, fuhr voraus und wartete immer wieder, ob wir den richtigen Weg einschlugen. Wir werden immer in Dankbarkeit an diesen Herren denken. So geleitet, erreichten wir schließlich die Strada Provinciale 58, auf welcher wir ohne Umschweife nach Idro gelangten, wo wir die Nacht verbachten. Müde aber glücklich.


Gardasee Umrundung MTB Tag 4: Idro – Bondone

Da an diesem Tag für Nachmittag Gewitter am Tremalzo gemeldet wurden, nutzten wir den Vormittag, um uns für die Königsetappe am nächsten Tag die bestmögliche Ausgangssituation zu schaffen.

Somit umrundeten wir den Idrosee auf der Landstraße (SP69) um das Bergdorf Bondone zu erreichen. Über die Tour lässt sich nicht viel erzählen, aber Bondone hat einen ganz eigenen Charme. Wie oft hält man sich schon in einem Ort auf, wo es keinen Supermarkt und keinen Touristen-Schnickschnack gibt.

Überall inhaliert man den Hauch der Geschichte, die Briefkästen stammen noch aus der Habsburgerzeit. Für alle, die hier ihre Tremalzotour starten möchten, würden wir unbedingt den Albergo Alpina empfehlen. Die Zimmer sind in einem mondänen schweinchen-rosa gehalten, aber dafür isst man wie Gott in Italien, die Oma des Hauses kocht, was sie gerade vor der Flinte hatte, bzw. in Wald und Garten gefunden hatte. Auf diese Art und Weise gestärkt konnte für den nächsten Tag nichts mehr schiefgehen, Tremalzo wir kommen!


Umrundung Gardasee MTB Tag 5: Bondone – Riva del Garda

Nach einem ausgiebigen Frühstück starteten wir die Königsetappe unserer Tour. Leider war es den ganzen Tag bewölkt, sodass uns ein großartiger Ausblick verwehrt wurde. Jedenfalls starteten wir in Bondone, um unser erstes Zischenziel, die „malga alpo die Bondone“ zu erreichen. Der Untergrund besteht aus einer asphaltierten Straße, die nur an zwei Stellen sehr steil wird. Somit ist ein flottes Weiterkommen für die nächsten 800 Höhenmeter gewährleistet.

Nach dieser Aufwärmphase begann die eigentliche Tour auf der Militärstraße des ersten Weltkrieges. Zur bocca di Cablona führt eine teils recht steile Straße, die teilweise aus grobem Kies und zerbrochenem Asphalt bestand und manchmal aufgrund der Steigung ordentlich Muskelschmalz forderte. Nun fuhren wir an vielen in die Wand eingehauenen Bunker vorbei um schließlich zu einer großen Hochalm zu gelangen, die in der Bocca Campei mündete.

Hier begann schon eine atemberaubende Abfahrt, die sehr flowig war. Der Untergrund besteht aus sehr grobem Kies, großartige Bremsmanöver sollten also gut überlegt sein. Dieser Bereich der Tremazo-Umgebung scheint sehr wenig frequentiert zu sein, da wir uns ein Wettrennen mit den eigentlich sehr scheuen Gämsen liefern konnten. Doch auch dieser traumhafte Abschnitt endete abrupt mit dem letzten großen Aufstieg des Tages. Erwähnenswert ist das Treffen mit dem einzigen italienischen Radfahrer den wir auf der ganzen Tour trafen. Die italienische Radszene hat sich inzwischen nämlich nach Venetien verlagert, um den großen Tourismusstrom auszuweichen. Wir bitten, dieses Geheimnis nicht weiter zu verraten!

Nun fuhren wir den Forstweg mit gemütlicher Steigung empor, passierten den passo della Cocca und erreichten relativ frisch (aber hungrig) den passo di Tremalzo. Nach kurzer Rast radelten wir in froher Erwartung zur höchsten Stelle dieser Tour, nämlich zur bocca die val Marza. Dies ist die einzige uns bekannte Tour, wo die höchste Stelle kein Gipfel, sondern ein Tunnel aus dem ersten Weltkrieg darstellt. Die nächste Stunde der Tour ist sehr schlecht zu beschreiben, sie muss einfach erlebt werden. Nun konnten wir endlich die Früchte ernten, die wir durch die Strapazen des Aufstieges gesät hatten.

Die Abfahrt in Richtung Gardasee besteht nämlich aus unzähligen weiten Serpentinen, gemacht für das Mountain Bike. Bald öffnete sich der Blick über den Gardasee sodass wir immer wieder pausieren mussten, um den Anblick zu genießen. Nach dem passo Rocchetta wurden wir auch noch mit einem genialen S2 Trail belohnt. Nach zwei Gegenanstiegen erreichten wir schließlich Pregasina, von wo die berühmte Ponalestraße uns zum Ziel unserer Reise führte, nämlich Riva del Garda.

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