Ahoi liebe Mtb-freunde,
Da der Wetterdienst eine schönes Wochenende vorhersagt, nutzen wir dies gleichen und fahren nach Rovereto. Von hier pedalieren wir über Serrada zum Monte Finonchio, dem Hausberg von Rovereto. Die Abfahrt erfolgt über einem schönen Singletrail nach Zaffoni.
Eckdaten der Tour sind:
Dauer: 5,5 Stunden
Länge: ca 36 km
Höhenmeter: ca. 1600
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Ausgangspunkt dieser Tour ist der Bahnhof von Rovereto, den wir natürlich mit dem Zug erreichen. Nachdem wir die Stadt durchquert haben, fahren wir entlang des Flusses Leno und erreichen, auf der Staatstraße fahrend, die Ortschaft Noriglio.
Kurz danach geht es gleich ordentlich zur Sache. Die Straße schraubt sich in engen Kehren aus dem Ort hinaus. Zwischen pinken Blumenhängen und mit dem Geruch von falschem Jasmin in der Nase ist das genau der richtige Einstieg für eine Tour, bei der sich jede Kurbelumdrehung lohnt.
Hinter Campolongo wechselt der Belag. Die Straße wird schmaler, die Steigung bleibt sportlich. In Costa lohnt sich ein erster Blick zurück ins Tal. Maso Mortal macht seinem Namen keine Ehre – hier wird es zum ersten Mal flacher. Kurz Luft holen, bevor die Forststraße ruft.
Ab Belvedere taucht man tiefer in den Wald ein. Der Untergrund wechselt zwischen Schotter und festgefahrenem Waldboden. Immer wieder öffnen sich Schneisen mit Blick auf die Brentagruppe. In Fontana Fredda sprudelt eine kalte Quelle direkt neben dem Weg – perfekt für die Trinkflasche.
Ab Brusai zieht sich der Weg in immer engeren Kurven durch den Bergwald. Der Anstieg fordert Kraft, der Duft von Nadeln liegt in der Luft. Zeit für eine Pause. Kaum stehen wir, durchbricht ein plötzliches Rascheln die Stille. Ein Stier? Ein Wolf? Oder gar ein Bär? Der Puls steigt. Dann erkennen wir im Halbschatten eine Kreuzotter, die sich zwischen dem Laub erhebt.
Sie richtet den Kopf auf, ihre Zunge schnellt mehrmals heraus – als würde sie uns riechen. Doch was sie wirklich tut: Sie sammelt Duftpartikel und leitet sie an das Jacobson-Organ im Gaumen weiter, ihr biologisches Analysegerät. Einen Moment lang scheint sie uns zu mustern – dann verschwindet sie lautlos im Unterholz. Zurück bleibt ein bisschen Adrenalin … und eine ordentliche Portion Respekt und Dankbarkeit, diesem wunderschönen Wesen begegnet zu sein.
Kurz vor dem Ziel öffnet sich das Terrain: Die Malga Finonchio liegt auf einer freien Almfläche, umgeben von einer unglaublichen Flora. Enziane, Orchideen und verschiedene Arten von Anemonen blühen nebeneinander – inmitten von surrenden Insekten und flatternden Schmetterlingen. Hier findet der Blumenkenner eine Reihe endemischer Arten, die zu wahren Sinnesräuschen führen.
Nach 14 Uhr gibt es hier übrigens nur noch Selbstgebrannten und Macchiato mit kalter Milch – wer also etwas Richtiges essen will, sollte früher oben sein. Dafür ist die Atmosphäre entspannt, und das Personal herzlich-italienisch direkt – gepaart mit dem herben Charme der Bergvölker. Wasser wird hier nicht getrunken, sondern maßgeblich für die Körperpflege benutzt.
Hier eröffnet sich außerdem ein herrlicher Blick bis zum Gardasee – an klaren Tagen sieht man Gerüchten zufolge sogar bis zur Adria – und hinunter zum malerischen Ort Volano. Dies ist ein geschichtsträchtiger Ort mit römischen Wurzeln, engen Gassen und hübschen Plätzen. Besonders interessant: Volano hat eine der höchsten relativen Dichten an Mitochondrienforschern in ganz Italien. Neben Wissenschaft punktet das Dorf mit Marzemino-Wein, schöner Architektur und kleinen Trattorien, in denen man sich hervorragend stärken kann.
Trail von Pra del Finonchio über Potrich – Perini
Der Anfang des Trails ist etwas schwierig zu finden – wir empfehlen, dem bereitgestellten GPX-Track genau zu folgen. Die Abfahrt würden wir durchwegs dem Schwierigkeitsgrad „S2“ zuordnen; sie erfordert viel Konzentration sowie Ausdauer und Kraft.
Zunächst erinnert der Trail an eine klassische Gardasee-Stein-Surfstrecke. Doch immer kurz bevor man aufgrund fehlenden Grips der Verzweiflung nahekommt, findet sich ein wunderbar fahrbarer Waldboden, und der Spaßfaktor steigt deutlich.
Die Gegend ist einfach wunderschön. Kurz bevor wir an einer atemberaubenden Felswand entlangschrammen, hören wir erneut ein lautes Rascheln im Unterholz. Diesmal sehen wir zwei Hirsche, die auseinanderspringen und uns keck ihre Hinterteile präsentieren, bevor sie majestätisch im Wald verschwinden.
Wir radeln weiter und erreichen bald Potrich, einen kleinen Weiler im Terragnolo-Tal. Potrich liegt auf etwa 700 m Höhe, umgeben von alten Trockenmauern, Wäldern und Bergwiesen. Hier lohnt sich ein kurzer Stopp – sei es bei der charmanten Kirche „Madonna della Neve“ oder einfach, um die Ruhe zu genießen.
Von hier aus führt noch ein gemütlicher S1-Trail hinunter zur Staatsstraße und beginnt unscheinbar der letzte Singletrail des Tages. Auf rund 250 Höhenmetern rundet der Trail die Tour ab. Diesen würden auf S2-S3 bewerten. Hie und da muss man auf Grund der ausgesetzten Stellen vorsichtig sein.
Bei San Nicolò endet der Trail und wir fahren über Ca Bianca uns San Colombano wieder zurück nach Rovereto.
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Fazit
Wer Kehren liebt, kühle Waldluft schätzt und einen sensationellen Trail fahren will, ist hier genau richtig. Die Tour zur Malga Finonchio ist ein echter Klassiker mit Panorama, Pedaleinsatz, Almgenuss – und charmanten Etappenorten wie Potrich, die den Ausflug mehr als abrunden.