MTB Rundreise Gardasse – Idrosee – Iseosee mit den Trails Dosso dei Roveri, Monte Stino Kehrenwahnsinn und Via Urtica.

Ahoi liebe Mehrtagestourfans,

Und schon wieder war es so weit: Diesmal wurden wir von einem Ehrenknödeler begleitet, um unsere Waden in Szene zu setzen, und zwar im Bergebiet zwischen dem Gardasee und dem Iseosee.

Die Tour ist wie folgt unterteilt:

Tag 1: Rovereto – Malcesine und Limone – Tremosine
Tag 2: Vecio – Idro
Tag 3: Idro – Collio
Tag 4: Collio – Iseo
Tag 5: Iseo – Saló
Tag 6: Saló – Domigliara

Eckdaten der Tour sind:

Dauer: 6 Tage
Länge: ca 290 km
Höhenmeter: ca. 10500

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Tag1: Rovereto – Malcesine und Limone – Tremosine

Endlich wieder auf Tour: Es wartete eine Woche voller unglaublicher Aussichten, traumhafter Landschaften, die verzweifelte Suche nach den verlorenen Kalorien, der riesige Verbrauch von Hirschtalg und Hektoliter von vergossenem Schweiß warteten auf uns.

Wir stiegen in Rovereto aus dem Zug und wie immer in Italien ließen wir uns einen Café colla brioche schmecken und schon sattelten wir auf und radelten gen Süden der Entsch entlang. Wir überquerten diese an einer Umleitung, die aufgrund einer Baustelle bestand. Lustigerweise was es dieselbe Umleitung wie vor ca. 5 Jahren, als wir das schon einmal in dieser Gegend unterwegs waren! Ob es wohl dieselbe Baustelle ist oder schon wieder eine neue? Wir hatten nicht viel Zeit, uns mit diesen Gedanken zu befassen, denn schon bogen wir in das nette Dörfchen Mori ab und mussten dabei die stark befahrene Staatsstraße überqueren.

Hier bekamen wir schon eine Kostprobe des vorteilhaften Klimas, denn wir durften uns bereits an den Feigenbäumen erquicken, die in allen Vorgärten wuchsen. In Mori fand das gemütliche Einrollen sein jähes Ende, denn als wir uns den Weinhängen näherten, wurde die Straße sehr schnell äußerst steil. Wie wir bereits in den Obstplantagen der Brentagegend gelernt hatten, wird kein Platz für Kehren verschwendet, sondern man setzt auf die platzsparende Direttissima. Worum auch nicht, mit einem Fiat Panda 4×4 ist man ja noch überall raufgekommen!

So folgten wir in stetiger Steigung der Straße, vorbei an malerischen Bauernhöfen, welche Kastanien und Feigen kultivierten, bis wir Brentonico erreichen. Diese Gemeinde- zu Habsburgerzeiten „Frenten“ genannt, ist vom Naturpark Monte Baldo eingebettet und lädt nochmals zu einem Café macchiato ein, bevor wir schließlich das Bergmassiv des Monte Baldo attackierten. So erreichten wir- auf einem schottrigen Karrenweg schließlich den Pass, welcher uns die Richtung nach Nago, Navene und Malcesine wies.

Nun war es Zeit, unsere Knie-und Ellenbogenschützer auszupacken, denn nun wartete der Trail „Dosso dei roveri“ (sentiero 1259) auf uns. Für die Gegend typisch war die Abfahrt geprägt von großen und kleinen Steinen, welche keine Konzentrationsschwäche zuließen. Aber getreu nach dem Motto „Tschagga, Du schaffst es“ schwangen wir uns todesmutig die zahlreichen Kehren nach unten, bis wir schließlich (fast) unfallfrei den Gardasee erreichten.

Wir möchten uns an dieser Stelle bei der freundlichen Freeriderin bedanken, welche einem unserer Mitglieder seine technischen Mängel erklärten. Wie kann man nur nach 1500 Höhenmetern und einem 6 Kilogramm schweren Rucksack auch nicht die ganze Zeit auf den Pedalen stehen! Schwächling! So erreichten wir schließlich Malcesine und ließen und von der Fähre nach Limone kutschieren. Hier gab es nochmals einen Snack und die Einsicht, dass sich die Touristen aus dem hohen Norden die Coronaregeln im Urlaub etwas alternativ interpretierten als zu Hause! So eine Maske kann schon etwas kontraproduktiv für das Urlaubsfeeling sein, oder? Dies brachte uns zur Erkenntnis, dass wohl der Schlussspurt zu unserem Übernachtungsort eingeläutet worden war, nämlich die Auffahrt nach Tremosine.

Hier können wir leider nicht viel für den Tourenbericht beitragen, da es sich um eine simple Landstraße handelt. Immer wieder bietet sie außerordentlich schöne Aussichten zum Gardasee, aber aufgrund des starken Verkehrs steckten wir den Kopf zwischen die Schultern und versuchten, im schnellsten Tempo unser Ziel zu erreichen. Zum Glück gibt es vor Ort wunderbare Hotels, um eine ausreichende Regeneration für den nächsten Tag zu erlangen. Wir hatten schon eine Vorahnung, dass dieser recht anspruchsvoll werden würde und dieses Gefühl sollte uns nicht getäuscht haben.


Tag 2: Tremosine- Idro (Monte Stino Trail)

Erwartungsfroh starteten wir in den zweiten Tag. Die Sonne umschmeichelte warm unsere Gesichter, als wir in unseren Luxusbetten erwachten und unsere Augen Richtung Gardasee schweiften. Wir wussten bereits jetzt, dass dieser Tag recht anstrengend werden würde. Zum einen aufgrund der beträchtlichen Höhenmeter, die laut unserem Plan vor uns lagen, zum anderen aufgrund der fehlenden Dörfer/respektive Gasthäuser, in welchen wir am Weg unsere Kalorienspiegel aufladen konnten. So blieben und eigentlich nur 2 Möglichkeiten: Alle Mahlzeiten des Tages beim Frühstück verputzen oder Lebensmittel im schweren Rucksack mitschleppen. Wir versuchten es mal mit der ersten Idee.

Wir haben zum Teil äußerst talentierte Vielesser im Team, doch wir mussten leider zugeben, dass wir im Vergleich zu unseren– zugegebenermaßen horizontal beträchtlich exprimierten – Tischnachbarinnen aus Deutschland, totale Amateure waren. Diese waren nämlich in der Lage, ihre Teller bis ca. 1 Höhenmeter über dem Tellerrand mit allen möglichen und unmöglichen Lebensmitteln anzuhäufen und ratzeputz zu verschlingen. Neidisch packten wir unsere sieben Sachen und kauften uns um Supermarkt einige Brote und schwangen uns auf die Räder. Wir folgten der einsamen Landstraße Richtung Westen und erfreulicherweise nahm der Verkehr stark ab. Wohin wohl die ganzen Touristen vom Vortag verschwunden waren? Wir durften die exzellente, frisch asphaltierte Straße genießen und erfreuten uns auch zweiter Abfahrten. Doch zu unserer Überraschung folgen daraufhin auch wieder die Auffahrten und zum Teil mit beträchtlichen Steigungen. So erreichten wir schließlich die Abzweigung zum Forstweg 257, welcher für den Großteil des Tages unser treuer Begleiter sein sollte. Der Forstweg war zunächst gut präpariert und wir genossen die zügige Reise. Doch mit steigender Seehöhe wurde der Untergrund zunächst etwas schottriger, dann enger und steiler, bis wir -mitten im Wald – auf eine Durchfahrt verboten Schild trafen. Wohl wissend, dass in südlichen Gefilden ein Straßenschild eher als guter Rat als ein Gebot anzusehen ist, radelten wir tapfer weiter und etwa später wurde der Belag recht kompetitiv, denn er verwandelte sich in Schutt und Kies und wir brauchten recht viel Kraft, um uns auf dem Sattel zu halten. Wir erinnerten uns an das kalorienreichte Frühstück (unserer Nachbarinnen) und kämpften bergauf weiter, um nicht vom Sattel zu rutschen. Wir nutzten unsere Pausen, um die wunderschöne Aussicht in die wilde unberührte Natur zu genießen und hin und wieder erhaschten wir einen Blick zum Gardasee. So erreichten wir müde und abgeschlagen, aber glücklich den passo die Scapapé und radelten an der Malga della puria di Tignale vorbei in Nordwestlicher Richtung. Der Untergrund war manchmal etwas steinig und ruppig, aber im Großen und Ganzen konnten wir gut Meter machen und immer wieder erblickten wir in der Ferne einsame, uralte Dörfer, die kaum Bewohner zu haben schienen. So erreichten wir schließlich die Ortschaft Persone, wo es dem Himmel sei Dank einen Gasthof gab. Nun konnten wir unsere Batterien für den Sturm auf den Monte Stino aufladen. Zugegebenermaßen war es schlussendlich nur ein Stürmchen, aber schlussendlich folgten wir den Ratschlag unseres Gastgebers und fuhren bis zum Friedhof nach Moerna, denn von hier begann der Schlussanstieg zum Monte Stino. Wahrscheinlich langweile ich den Leser, aber wiederum waren die Anstiege teilweise nicht von schlechten Eltern, sodass wir schon einiges an Kraft und Überwindung brauchten, um unser höchstes Ziel an diesem Tag zu erreichen, den Monte Stino. Dieser Berg stellte einst die Grenze zwischen dem Habsburgerreich und dem Königreich Italien dar und war deshalb von strategischer Bedeutung. Auch im ersten Weltkrieg wurde er stark befestigt, sodass es dort heute viele Kriegsrelikte gibt, die in einem sehr gut bestückten Museum zu besichtigen sind. Wir stiegen schnell auf die Spitze der Anhöhe, wo einst ein Maschinengewehr die Umgebung österreicherfrei hielt und bereiteten uns dann auf den Höhepunkt unserer Tour vor, den Monte Stino Trail vor, welcher uns zum Tiefpunkt des Tages führen sollte, nämlich unserem Ziel für die Übernachtung, Idro am Idrosee. Die Beschreibung des Monte Stino Trail ist nicht ganz einfach. Zum einen bietet der Trail immer wieder traumhafte Ausblicke zum See, zum anderen ist der Großteil der Kehren nur mit der Technik des Versetzens des Hinterrades flüssig befahrbar. Während ein Teammitglied alle Kehren locker-flockig meisterte, musste der russische Dieseltraktor unter uns dabei 137-mal absteigen, was seine Laune ab Kehre 99 nicht gerade verbesserte. Aber schon am Abend war alles vergeben und vergessen.

Bevor wir den nächsten Tag beschreiben, müssen wir noch unbedingt eine Lanze für das Lokal „Ristorante Mistica“ brechen, da ihre Speisen mystische Fantasien auf der Zunge erscheinen lassen! Ein unbedingter Geheimtipp, wenn man vor Ort weilt.


Tag 3: Idro – Collio

Nach einem typisch italienischen Frühstück am See war es an der Zeit, die Tour fortzusetzen. Das Frühstück fand unter Einhaltung der hier herrschenden strengen Coronaregeln statt. Die sonst als undiszipliniert bekannten Italiener hielten sich erstaunlich genau an die Vorgaben.

Die ersten 5 Kilometer bis nach Anfo waren einfach zu bewältigen, sie verlaufen nämlich flach und lieblich dahin, sodass wir beschlossen einen kurzen Umweg durch die Gassen von Anfo zu machen, denn der Ortskern hat seinen mittelalterlichen Charakter bewahrt.

Nachdem wir das Dorf hinter uns ließen, bogen wir auf die „Dosso Alto“ Höhenstraße ab. Die ehemalige Militärstraße führte in angenehmer Steigung aufwärts. Nach den knackigen Anstiegen der vorangegangen zwei Tourentage war dies für uns eine willkommene Abwechslung. Bis zum „Passo Maniva“ bewältigten wir 23 Kilometer und ca. 1600 Höhenmeter. Immer wieder bot sich uns der Anblick zum Idrosee.

Das letzte Teilstück vor dem Pass mit seinen wilden Gesteinsformationen war besonders schön anzusehen. Schon hungrig machten wir am Passo Maniva eine kurze Pause und nutzten die Zeit zum Mittagessen. Zuerst auf Forststraße, dann auf Asphalt schlängelten wir uns bis kurz vor dem „passo Dasdana“ empor.

Hier bogen wir links in eine Forststraße, die uns bis zum Passo Sette Crocette durch wildroamtischer Bergwelt führte. Hier stehen 7 Kreuze auf einem Steinsockel mit der Jahreszahl 1668. Um die Entstehung herrschen viele Mythen. Die wohl wahrscheinlichste ist jene, wonach hier einst 7 Schmuggler getötet wurden.


Nun blieb uns nur noch die Abfahrt nach Collio. Zuerst ein kurzer Trail, dann Forststraße gefolgt von Asphaltstraße führen uns zum Dorf.


Tag 4: Collio – Iseo (Trail via Urtica)

Nach einer erholsamen Nacht neben der Dorfdisco, bei welcher bis 3:00 in der Früh eine laute Coronaparty lief und einem reichhaltigen Frühstück in Begleitung einer unendlich freundlichen Bedienung (Vorsicht: extremer Sarkasmus) radelten wir wieder frohen Mutes los.

Auf der Landesstraße ließen wir unser Rad gemütlich gen Tal rollen und versuchten einige Eindrücke der Val Trompia zu erhaschen. Der Eindruck, welchen wir in Collio gewonnen hatten, dass wahrscheinlich die besten Zeiten der Gegend schon seit einer Weile vorbei waren, verfestigten sich zunehmend.

Bei Lavone bogen wir schließlich ab und steuerten den Weiler mit den klingenden Namen Pezzozo an. Bis zur „Forcella di Pezzozo“ und später zum „Passo del Sabbione“ kann man den Weg so beschreiben: Steile Stücke wechseln sich mit noch steileren Stücken ab. Ab und zu wird der Weg ein wenig flacher. Daher sind hier Ausdauer und Kraft gefragt.

Landschaftlich ist dieser Abschnitt jedoch erwähnenswert. Immer wieder bot uns der Aufstieg die Gelegenheiten, die Steilhänge des Alpenvorlandes zu genießen. Gen Gipfel hin sind weite Almenwiesen sichtbar. Wanderer und vor allem Mtb-Fahrer begegneten wir hier selten. Wer die Einsamkeit mag, ist hier genau richtig.

Es folgte eine kurze Abfahrt bis zu einer Almhütte (Cascina Costarica), bevor wir uns auf einem wenig begangen Wanderweg wagten. Hi und da spüren wir Brennesel und Himberbeerstauden an unserer Haut, sodass wir diesen Trail als Erstbefahrer Via Urtica tauften.

Bis zum Rifugio Croce di Marone fuhren wir in einem stetigen Auf und Ab auf der hier typischen Forststraße. Nun war es endlich soweit, und wir konnten die köstlichen Ravioli genießen. Über das Essen in dieser Gegend kann man sich wahrlich nicht beklagen.

An der „forcella di sale“ wagten wir uns noch auf einer kleinen offenen Fläche (Landeplatz für Paragleiter) um von hier einen herrliche Blick auf den Iseosee zu genießen.

Die Abfahrt zum See erfolgte zunächst auf sehr steilen Betonplatten (30 Prozent) später konnten wir noch einen kurzen aber grobschottrigen Singletrail genießen. Die letzten Meter hin zu See fuhren wir noch durch Weinberge und Olivenhaine.


Tag 5: Iseo – Saló

Das Frühstück mit Blick auf dem Iseosee und dem geschäftigen Treiben am Ufer motivierte uns zusätzlich, diese vorletzte Etappe in Angriff zu nehmen. So schwangen wir uns auf den Sattel und fuhren zunächst nach Provaglio d’Iseo.

Auf dem Weg nach Foina durchquerten wir Weinberge und Olivenhaine. Wir befinden uns hier nämlich im Weinbaugebiet Franciacorta. Am Ende des Dorfes Gaina bogen wir auf eine Forststraße ab. Zunächst war diese gut fahrbar, dann mussten wir – wie so oft auf dieser Tour – das Rad schieben.

Nachdem wir San Giovanni passierten, erreichen wir bei Vesallo den ersten Gipfel dieses Tages. Um den Weg Sarezzo zu finden, sollte man sich strikt an die GPS-Spur halten.

In Sarezzo angekommen, entschieden wir, eine kurze Pause zu machen, bei welcher wir eine ordentlichen Portion Nudeln vertilgten, die auch noch wunderbar schmeckten.

Gestärkt vom Mittagessen fuhren wir bis nach Lumezzano. Landschaftlich bietet das nun kommende Gebiet nicht viel. Liebhaber von brachliegenden Industriegebieten bzw. Industriearchitektur aus den 70er Jahren, kommen hier voll auf ihren Geschmack.

Den Passo del Cavallo erreichten wir auf einer Neben- bzw. Forststraße. Hier fuhren wir auf  SP79 auf. Nun mussten wir 2 Tunnels durchqueren, um schließlich nach Agnosine kommen.

Immer auf Neben- und Seitenstraßen fahrend, durchquerten wir die Ortschaften Odolo, Carpeneda und Vaborno. Bei Roè spürten wir schon den Wind vom Gardasee. Die ersten Olivenbäume tauchten vor uns auf und schon bald erreichten wir Salò, die einstige Hauptstadt Italiens.


Tag 6 – Saló – Domigliara

Nach den Strapazen der letzten Tage ließen wir den letzten Tag unserer Tour gemütlich angehen. Diesmal klingelte der Wecker später. Nach dem Frühstück hatten wir noch Zeit, gemütlich am Ufer das Gardasees zu sitzen und ein schmackhaftes Getränk zu genießen.

Als die Fähre ankam, stiegen wir ein und ließen gemütlich unser Blick schweifen. In Garda schwangen wir uns wieder auf das Rad und wir radelten los und fuhren auf der SR249 nach Bardolino. Kurz vor dem Ortszentrum bogen wir links ab und wandten uns schweren Herzens vom See ab. Zwischen Weinreben auf Nebenstraßen ging es nun weiter.

Kurz nach Cavaion Veronese unterquerten wir die Autobahn und gelangten zum Canale Biffis. Wenig später überquerten wir die Etsch und gelangten zum Bahnhof von Domegliare, wo unsere diesjährige Rundfahrt endete.


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